Begleiterkrankung: Angststörungen
Informieren Sie sich hier über Angststörungen als Begleiterkrankung der Depression im Kindes- und Jugendalter.
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BEGLEITERKRANKUNGEN DER DEPRESSION: eher die Regel als die Ausnahme
Im Folgenden informieren wir Sie über häufige Begleiterkrankungen und Begleiterscheinungen der Depression im Kindes- und Jugendalter.
Bei einer großen Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen – nämlich über der Hälfte – kommen zur Depression weitere psychische Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) hinzu. Die häufigsten psychischen Begleiterkrankungen der Depression im Kindes- und Jugendalter sind Angststörungen, externalisierende Störungen wie ADHS, Störung des Sozialverhaltens, Substanzmissbrauch und Essstörungen. Eine weitere wichtige Begleiterkrankung der Depression ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Zudem tritt zusammen mit der Depression häufig nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) auf.
Wir erklären hier genauer, was die Hauptmerkmale dieser Erkrankungen bzw. Symptome sind. Für Sie als Lehrkraft kann das Wissen über Begleiterkrankungen bzw. -symptome der Depression hilfreich sein, falls Schüler*innen von Ihnen an Depression erkrankt sind und Ihnen z.B. bestimmte Veränderungen auffallen, die möglicherweise im Rahmen einer solchen Begleiterkrankung erklärbar sind.
Genauso wie für die Depression gilt für die Begleiterkrankungen, dass diese nur von Fachpersonen diagnostiziert werden können. Wie Sie betroffene Schüler*innen und ihre Eltern ansprechen können, erfahren Sie hier.
"Normale" Angst oder eine Angststörung?
Ängste im Kindes- und Jugendalter sind nichts Ungewöhnliches. Viele Kinder und Jugendliche haben z.B. phasenweise soziale Ängste, etwa die Angst, auf Gleichaltrige zuzugehen oder sich gegenüber Gleichaltrigen zu blamieren. Auch das ist zunächst ganz normal. Wenn Kinder und Jugendliche allerdings von einer Angststörung betroffen sind, dann ist das Gefühl der Angst überdauernd und übermäßig stark. Das heißt: Die Ängste sind deutlich stärker ausgeprägt als bei anderen Kindern und Jugendlichen im ähnlichen Alter. Ein weiterer Hinweis auf eine Angststörung kann vorliegen, wenn die Angst nicht zum Alter passt, in dem sie auftritt. Wenn Schüler*innen morgens große Schwierigkeiten haben, sich von ihren Eltern zu trennen, bevor sie in die Schule gehen, dann ist das nicht mehr altersgerecht.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu alltäglichen Ängsten ist: Ängste im Rahmen einer Angststörung schränken das Alltagsleben stark ein, z.B. in der Familie, im Freundeskreis oder in der Schule – und die Betroffenen leiden auch darunter. Von 100 Kindern und Jugendlichen leiden ungefähr zehn an einer Angststörung, wobei Mädchen häufiger betroffen sind als Jungen.
Wie machen sich Ängste bemerkbar?
Kinder und Jugendliche, die unter Ängsten leiden, bemerken die Angst als unangenehmes Gefühl. Außerdem haben sie Gedanken wie: „Bestimmt sag ich etwas total Peinliches, wenn ich vor der Klasse sprechen muss.“ oder „Bestimmt passiert meinen Eltern etwas Schlimmes, wenn ich weg bin.“
Zu den Gedanken kommen noch körperliche Angstsymptome hinzu, wie z.B.:
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Herzklopfen
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Schwitzen
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Zittern
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Erröten
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Erstickungs- oder Beklemmungsgefühle
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Schmerzen, wie z.B. Bauchschmerzen oder ein unangenehmes Gefühl in der Brust
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Schwindel oder Benommenheitsgefühle
Formen von Angststörungen
Es gibt sehr unterschiedliche Erscheinungsbilder, Ausprägungen und Formen von Angststörungen. Hier stellen wir Ihnen einige kurz vor.
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Unter die sogenannten spezifischen Phobien fallen Ängste/Furcht vor bestimmten Dingen oder Situationen. Angst vor Spinnen, vor Spritzen oder vor Prüfungen zum Beispiel. Die Begegnung mit diesen Dingen löst starke Angst aus, oft reicht auch allein der Gedanke aus. Personen, die z.B. unter einer Spinnenphobie leiden, vermeiden deshalb z.B. Orte wie den Keller, weil sich da Spinnen aufhalten können.
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Bei einer Prüfungsangst, die unter die spezifischen Phobien fällt, haben die Betroffenen Ängste davor, ihre Leistungen in einer Prüfungssituation nicht abrufen zu können. So beziehen sich die Ängste vor einer Matheschulaufgabe etwa darauf, dass die Kinder und Jugendlichen bestimmte Regeln vergessen und die Aufgabe daher nicht lösen können. Die Kinder und Jugendlichen, die unter einer solchen Angst leiden, versuchen daher aus „Angst vor der Angst“ Prüfungssituationen zu vermeiden und melden sich krank oder sie ertragen Prüfungen nur unter großer Anspannung.
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Bei einer sozialen Phobie lösen bestimmte soziale Situationen starke Angst aus. Kinder und Jugendliche mit dieser Angststörung vermeiden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, weil sie befürchten, sich blamieren zu können. Es kann ihnen z.B. schwerfallen, Referate vor der Schulklasse zu halten. Und sie können Angst davor haben, Gleichaltrige zu treffen, vor allem, wenn ihnen diese wenig vertraut sind. Daher versuchen sie solche Situationen meist zu vermeiden (bspw. verschieben sie ein Referat oder gehen nicht auf Partys). Für die Kinder und Jugendlichen ist es sehr unangenehm, dass ihre Angst für andere erkennbar wird, z.B. weil sie schwitzen, rot werden, zittern oder sich scheinbar peinlich verhalten.
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Bei der Trennungsangst steht die Angst vor Trennung von Bezugspersonen im Mittelpunkt. Die Kinder und auch manchmal Jugendlichen haben z.B. Angst, dass ihren Eltern etwas zustößt oder ihre Eltern nicht mehr zurückkommen, wenn sie aus dem Haus gehen. Diese Angst kann sich z.B. darin äußern, dass sie oft Alpträume haben, nicht ohne Beistand ihrer Eltern einschlafen können, morgens ungern oder nur mit Widerstand zur Schule aufbrechen bzw. den Schulbesuch sogar ganz verweigern.
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Bei der generalisierten Angststörung haben Kinder und Jugendliche übermäßige Sorgen bzw. zeigen Ängste in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen des Alltags. Die Sorgen gehen deutlich über „normale“ Sorgen hinaus und beziehen sich z.B. darauf, dass der Familie etwas zustoßen könnte, dass man zu spät zur Schule kommen könnte, dass die Eltern sich verschulden können und viele weitere Dinge. Oft machen sich die betroffenen Kinder und Jugendlichen generell Sorgen über die Zukunft oder darüber, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Dabei sind sie oft angespannt, ruhelos, reizbar oder können sich schlechter konzentrieren.
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Bei einer Panikstörung empfinden betroffene Kinder und Jugendliche phasenweise extreme Angst und erleben starke körperliche Symptome wie z.B. Schwitzen, Übelkeit, Herzklopfen oder ein Gefühl der Enge in der Brust. Diese Angst, die ohne erkennbaren Grund und wie aus „heiterem Himmel“ schnell und plötzlich auftritt, nennt man auch eine Panikattacke.
Oft tritt eine Panikstörung im Zusammenhang mit einer Agoraphobie (umgangssprachlich „Platzangst“) auf. Bei einer Panikstörung mit Agoraphobie haben die Betroffenen z.B. Angst, sich in Menschenmengen oder auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten. Auch geschlossene Räume oder öffentliche Verkehrsmittel (Bahn, Flugzeug) können starke Angst auslösen. Dabei bezieht sich die Angst darauf, dass an diesen Orten eine Panikattacke auftreten könnte und man nicht mehr flüchten kann bzw. das peinlich wäre oder dass man nicht rechtzeitig Hilfe bekommen kann. Die Betroffenen versuchen, solche Orte zu vermeiden, oder suchen sie nur in Begleitung von nahestehenden Personen, wie Freund*innen oder Eltern, auf.
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Betroffene, die unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden, haben ein sehr belastendes Ereignis oder eine traumatische Situation selbst miterlebt oder beobachtet, bspw. einen schlimmen Verkehrsunfall oder sexuelle oder körperliche Gewalt. Diese Situation geht mit großer Angst oder dem Gefühl des „Ausgeliefertseins“ einher.
Betroffene Kinder und Jugendliche leiden u.a. darunter, dass sich die Erinnerungen an das Trauma ständig aufdrängen und wiederholen. Die erinnerten Szenen können sich so anfühlen, als würde man das Geschehen wiedererleben. Auch kann man unter (Tag-)Träumen vom Ereignis leiden. Ein weiteres Merkmal ist, dass Betroffene Orte oder Personen vermeiden, die mit dem belastenden Ereignis zu tun haben. Oft ziehen sie sich auch emotional sehr zurück. Diese und weitere Anzeichen können dabei erst einige Zeit nach dem belastenden Ereignis auftreten, spätestens aber sechs Monate danach.