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Mit Eltern von psychisch belasteten Schüler*innen sprechen

Was Sie bei der Kommunikation mit Eltern von Schüler*innen mit einer psychischen Belastung oder Depression beachten sollten.

Wenn Sie Schüler*innen kennen, die psychisch belastet oder gar an einer psychischen Erkrankung wie z.B. einer Depression erkrankt sind, stellen Sie sich vermutlich einige Fragen, wie Sie die Eltern betroffener Schüler*innen dazu ansprechen können.

Im Folgenden geht es darum, wie die Kommunikation mit den Eltern betroffener Schüler*innen ablaufen kann.

Falls Sie, z.B. aufgrund eines veränderten Verhaltens bei Schüler*innen und ggf. anonymer Rücksprache mit dem schulpsychologischen Dienst, vermuten, dass sie psychisch sehr belastet sind oder gar an einer psychischen Erkrankung wie der Depression leiden, ist neben der Kommunikation mit den Schüler*innen selbst auch eine Einbeziehung der Eltern wichtig.

Denn: Eltern haben eine wichtige Rolle bei der Unterstützung ihres Kindes in der Schule, insbesondere im Umgang mit psychischen Belastungen und Erkrankungen wie der Depression.

Schüler*innen einbeziehen

Wir empfehlen Ihnen, in der Regel zuerst mit den betroffenen Schüler*innen in Kontakt zu treten. Signalisieren Sie den Schüler*innen, dass Sie sich aufgrund von beobachteten Verhaltensänderungen Sorgen um ihre psychische Gesundheit machen (genauere Informationen zur Kommunikation mit Schüler*innen finden Sie hier). Besprechen Sie dann mit den Schüler*innen, dass Sie gerne die Eltern hinzuziehen würden. Indem Sie dies den Schüler*innen gegenüber transparent ansprechen, zeigen Sie den Schüler*innen, dass sie Ihnen vertrauen können und Sie sie ernst nehmen.

Es kann vorkommen, dass belastete Schüler*innen dies nicht möchten, da sie Sorge haben, ihre Eltern könnten private Dinge erfahren, oder weil sie ihre Eltern nicht beunruhigen wollen. Sagen Sie den Schüler*innen, dass Sie keine privaten Details an die Eltern weitergeben, außer der*die Schüler*in oder jemand anders ist in Gefahr. Besprechen Sie gemeinsam, welche Informationen für die Eltern relevant sind. Dies sind in der Regel Infos zu schulischen Belangen, beispielsweise wie sich die veränderten Verhaltensweisen auf die Schule und Mitarbeit der Schüler*innen auswirken. Bieten Sie den Schüler*innen zudem an, eine Fachperson der Schulpsychologie oder Schulsozialarbeit zum Gespräch hinzuzuziehen, wenn sie das möchten.

Bei der Kommunikation mit den Eltern von betroffenen Schüler*innen empfehlen wir: Geben Sie die für die Eltern wichtigen Informationen weiter. Respektieren Sie dabei aber die Privatsphäre der Schüler*innen und wägen Sie ab, welche Informationen Sie nicht übermitteln. Informationen, die Sie den Eltern weitergeben sollten, können z.B. Informationen zu Verhaltensweisen im Unterricht sein, die Ihnen aufgefallen sind, beispielsweise, dass die Schüler*innen die Hausaufgaben häufiger vergessen, abwesend und unkonzentriert oder auch provokant oder leicht reizbar wirken.

Umgang mit elterlichen Reaktionen

Die Reaktionen von Eltern können ganz unterschiedlich sein, was auch Einfluss auf Ihre Kommunikation mit ihnen hat. Im Folgenden finden Sie einige denkbare Szenarien aufgeführt sowie unsere Empfehlung im Umgang damit:

Die Eltern greifen Ihr Kommunikationsanliegen auf und sind dankbar für Ihr Unterstützungsangebot. Dies ist der wünschenswerte Fall und auch der einfachste, da Sie und die Eltern das gleiche Ziel haben: die Schüler*innen so gut wie möglich in schulischen Belangen zu unterstützen.

Die Eltern scheinen kein großes Interesse an Ihren Schilderungen über ihr Kind zu haben. Versuchen Sie die Eltern in respektvoller, aber direkter Art und Weise mit ins Boot zu holen. Weisen Sie sie darauf hin, dass die Schule eine wichtige Rolle im Leben ihres Kindes spielt und dass es Ihnen als Lehrkraft wichtig ist, Ihre Schüler*innen so gut wie möglich zu unterstützen. Signalisieren Sie, dass Sie sich eine Kooperation mit den Eltern wünschen, um ihr Kind bestmöglich unterstützen zu können. Bieten Sie auch gerne an, die Eltern z.B. mit dem/der Sozialarbeiterin oder zuständigen Schulpsycholog*in zu vernetzen, und signalisieren Sie weiterhin Gesprächsbereitschaft.

Die Eltern blocken Kommunikationsversuche ab und reagieren mitunter vielleicht sogar sehr negativ und abweisend. Ein Grund dafür kann sein, dass die Eltern sich in ihrer familiären Privatsphäre und/oder ihrer Verantwortung für ihr Kind angegriffen fühlen. Versuchen Sie in solchen Fällen Verständnis zu zeigen und den Eltern zu vergewissern, dass Sie unterstützen möchten und es Ihnen um das Wohlergehen Ihrer Schüler*innen geht. 


In manchen Fällen kann es auch vorkommen, dass Eltern sogar respektlos und verleugnend reagieren, z.B. wenn sie psychische Erkrankungen oder Belastungen nicht ernst nehmen. Dann kann die Kommunikation sehr schwierig sein, v.a. wenn keine Bereitschaft bei den Eltern besteht, ihr Kind trotz der geschilderten Probleme zu unterstützen. Das gilt auch wenn die Eltern Verhaltensweisen zeigen, die die Situation verschlimmern (z.B. indem sie starken Leistungsdruck ausüben, Schwierigkeiten des Kindes abtun oder anderes ungünstiges Erziehungsverhalten zeigen). In solchen herausfordernden Fällen empfehlen wir Ihnen, nicht mit der Situation allein zu bleiben, sondern sich z.B. durch die für Ihre Schule zuständige Fachperson Unterstützung zu holen.

Die Eltern reagieren nicht auf mehrmalige Kontaktversuche. Mögliche Gründe hierfür können sein, dass Eltern sich aus den schulischen Angelegenheiten ihrer Kinder zurückziehen und Kontaktaufnahmen seitens der Schule ihrer Kinder ablehnen und vielleicht sogar „übergriffig“ finden. Sollten Sie auf E-Mails oder Nachrichten auf den Anrufbeantworter, in denen Sie Ihr Anliegen bezüglich des psychischen Wohlergehens des*der Schüler*in äußern, keine Reaktion bekommen, besteht die Möglichkeit, dass die Eltern kein Interesse an einer Zusammenarbeit haben. 


Vor allem, wenn betroffene Schüler*innen durch das Nichtreagieren ihrer Eltern enttäuscht sind und Sie nicht auf eine gute Unterstützung der Schüler*innen zu Hause vertrauen können, sind solche Fälle für Sie als Lehrkraft herausfordernd. Wir empfehlen Ihnen, nicht mit der Situation allein zu bleiben, sondern sich z.B. durch die für Ihre Schule zuständige Fachperson Unterstützung zu holen. Wichtig ist auch, dass Sie den Schüler*innen weiterhin Ihre Unterstützung signalisieren, damit sich diese nicht alleine gelassen fühlen.

Weitere Empfehlungen zur Kommunikation

Im Folgenden möchten wir Ihnen weitere Empfehlungen für die Kommunikation mit den Eltern geben:

Vor allem, wenn Eltern nicht interessiert oder sogar negativ auf Ihre Kontaktaufnahme reagieren, ist es wichtig, dass Sie als Lehrkraft an die Eltern appellieren, dass sie eine wichtige Rolle für ihre Kinder spielen und mit konstruktivem Verhalten viel Positives für sie bewirken können.

Erkennen Sie daher auch kleine Schritte der Eltern an, die sie für die Unterstützung ihres Kindes unternehmen. Wenn bei Schüler*innen noch keine professionelle Hilfe hinzugezogen wurde, appellieren Sie auch hier an die Eltern, ihr Kind dabei zu unterstützen, rechtzeitig professionelle Hilfe aufzusuchen. Signalisieren Sie den Eltern dabei, dass professionelles Hilfesuchen kein Zeichen von elterlichem Versagen ist, sondern dass der rechtzeitige Einbezug von Fachpersonen vielmehr elterliche Stärke demonstriert.

Falls sich die Eltern Unterstützung bei der Suche nach professioneller Hilfe wünschen, bieten Sie ihnen gerne die Kontaktaufnahme mit den für die Schule zuständigen Fachpersonen an. Diese können bei der Suche unterstützen und auf ihr Netzwerk zurückgreifen sowie den Eltern weitere Unterstützungsangebote machen.

Manchmal können Eltern, auch aufgrund der eigenen Belastung durch die Erkrankung ihres Kindes, fordernd wirken und Sie als Lehrkraft in der Interaktion vielleicht auch überfordern. Versuchen Sie, dies nicht persönlich zu nehmen, sondern trotz Druck auch Verständnis für die schwierige Lage der Familie zu haben. Wenn Sie sich selbst überfordert oder unsicher fühlen, kann es hilfreich sein, sich an den/die für Ihre Schule zuständige*n Schulpsycholog*in zu wenden. Beachten Sie jedoch: Wenn die Schüler*innen oder die Eltern der Weitergabe von Informationen nicht zugestimmt haben, sollten Sie in Ihren Ausführungen der Fachperson gegenüber anonym bleiben.

Es kann auch sein, dass Eltern zuerst auf Sie zukommen, beispielsweise wenn es um die optimale Unterstützung von Schüler*innen im Unterricht geht. Oder wenn auf Vorschlag der Behandelnden der betroffenen Schüler*innen Sonderregelungen für die Schule und den Unterricht umgesetzt werden sollen. Hierbei ist das Anliegen der Eltern meist, gemeinsam an der Umsetzung und Unterstützung zu arbeiten.

Auch im Kontext der Kommunikation mit Eltern ist das Einhalten von Dienstwegen und Verantwortlichkeiten in der Schule wichtig. Falls Sie sich bei den geltenden Regelungen an Ihrer Schule unsicher sind, zögern Sie nicht, Ihre Schulleitung oder Kolleg*innen zu fragen.