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Mit dem Klassenverband über psychische Belastungen sprechen

Was Sie bei der Kommunikation mit dem Klassenverband über psychische Belastungen und Depressionen von Schüler*innen beachten sollten.

Wenn Sie Schüler*innen kennen, die psychisch belastet oder gar an einer psychischen Erkrankung wie z.B. einer Depression erkrankt sind, stellen Sie sich vermutlich einige Fragen, wie Sie darüber in der Klasse sprechen sollen – oder ob überhaupt darüber gesprochen werden sollte.

Im Folgenden möchten wir Ihnen Tipps und Hinweise geben, die in solchen Fällen zur Kommunikation mit dem Klassenverband hilfreich sein können.

Weitergabe von Informationen

Allgemein gilt für Lehrkräfte die sogenannte Amtsverschwiegenheit. Das heißt, dass Sie persönliche Informationen über Schüler*innen in der Regel nicht weitergeben dürfen. Ausnahmen sind bspw. Selbst- oder Fremdgefährdung von Schüler*innen, wenn die Schulpflicht verletzt wird oder z.B. den Eltern gegenüber, wenn die Versetzung gefährdet ist. Auch mit Blick auf das Vertrauen der betroffenen Schüler*innen raten wir Ihnen die Schritte mit den Betroffenen (Schüler*innen und Eltern) abzusprechen, die Sie im Zusammenhang mit Informationen über die psychische Erkrankung von Schüler*innen unternehmen. Beispielsweise, wenn es darum geht, mit dem Klassenverband über die Erkrankung zu sprechen.

Mögliche Themen im Klassenverband

Einerseits können Sie im Allgemeinen über psychische Belastungen und Depressionen sprechen, beispielsweise über mögliche Anzeichen, und dadurch auch Vorurteilen vorbeugen. Andererseits können Sie, sofern betroffene Schüler*innen dies auch möchten, darüber sprechen, wie der Klassenverband betroffene Schüler*innen unterstützen kann. Letztendlich ist es die Entscheidung der betroffenen Schüler*innen und der Eltern, ob und wie offen sie über die psychische Erkrankung oder psychische Belastungen und die persönliche Betroffenheit mit der Klasse reden möchten.

Sie als Lehrkraft können, wenn Sie von den Schüler*innen mit einbezogen werden, in diesem Zusammenhang Unterstützung anbieten und dabei folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Sprechen Sie das Thema in einem passenden, ruhigen Moment mit ausreichend Zeit an. Am besten vereinbaren Sie vorab zuerst mit dem oder der betroffenen Schüler*in und nachfolgend auch mit der Klasse einen Zeitpunkt, also Tag und Schulstunde, und erinnern sie bspw. am Tag vorher nochmal daran.

  • Signalisieren Sie der Klasse gegenüber, dass Sie das Thema ernst nehmen und respektlose Kommentare nicht geduldet werden.

  • Machen Sie den Schüler*innen der Klasse deutlich, dass auch sie verantwortungsvoll und respektvoll mit den Informationen über ihre*n Klassenkamerad*in umgehen sollen.

  • Ermutigen Sie die Klasse, den oder die betroffene Schüler*in bestmöglich bei Schwierigkeiten im Unterricht zu unterstützen, beispielsweise indem sie auf den oder die betroffene Schüler*in zugehen und ihn oder sie in den Klassenverband einbinden oder wenn es um die Organisation von Mitschriften und Arbeitsblättern bei Abwesenheiten geht.

  • Bei inhaltlichen Fragen Ihrer Schüler*innen (bspw. zur Häufigkeit einer psychischen Erkrankung) möchten wir Sie dazu ermutigen, darauf einzugehen und/oder an das Fachpersonal in der Schule zu verweisen.

  • Bei persönlichen Fragen zu dem oder der betroffenen Schüler*in entscheidet diese*r, wie viel er oder sie preisgeben möchte.

  • Binden Sie die an Ihrer Schule zuständige Fachperson, z.B. aus der Schulpsychologie oder Schulsozialarbeit, in das Gespräch mit der Klasse ein, sofern die betroffenen Schüler*innen einverstanden sind. Diese können durch ihre Expertise Sicherheit vermitteln und weiterführende Fragen beantworten.

  • Besprechen Sie im Vorfeld mit dem oder der betroffenen Schüler*in, ob er oder sie bei einem solchen Gespräch dabei sein möchte. Im Falle eines stationären Aufenthalts ist die Anwesenheit des oder der Schüler*in beispielsweise meist nicht möglich. In einem solchen Fall ist auch die Kommunikation mit der Klinikschule sehr wichtig, damit die Schüler*innen den Anschluss an die Schule nicht verlieren und nach einem stationären Aufenthalt wieder in den Schulalltag zurückfinden können.

  • Ein Thema im Klassenverband können auch Sonderregelungen für betroffene Schüler*innen sein. Zum Beispiel können sich andere Schüler*innen benachteiligt fühlen, wenn ein*e Schüler*in weniger Aufgaben im Unterricht erledigen muss, ohne die Hintergründe zu kennen. Auch hier gilt wieder, dass die betroffenen Schüler*innen entscheiden, was sie vor der Klasse preisgeben möchten. Auch beim Thema der Sonderregelungen können Sie die für Ihre Schule zuständige Fachperson einbinden, die Sie bei der Beantwortung von Fragen seitens der Schüler*innen unterstützt.

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Ein offener Umgang mit der Thematik

Sie können Themen zu psychischen Erkrankungen oder Depression auch allgemein in den Klassenverband einbringen, unabhängig von einem konkreten Fall in der Klasse. Durch ein wohlwollendes, annehmendes und offenes Klassenklima gegenüber psychischen Erkrankungen können Sie Ihren Schüler*innen vermitteln, dass diese keine Tabuthemen sind, und somit zur Entstigmatisierung beitragen. Auch eine offene Gesprächsrunde, in der Fragen zu diesen Themenkomplexen gestellt werden können, kann einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung leisten. Neben den Fachpersonen an Ihrer Schule können Sie beispielsweise auch externe Personen, z.B. aus dem Versorgungsbereich der Kinder- und Jugendpsychiatrien oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, zur Beantwortung von Fragen einladen.

Ein offener Umgang mit der Thematik kann auch dazu beitragen, Hürden für betroffene Schüler*innen abzubauen, offen über Probleme und Belastungen zu sprechen. Die Schule kann hierfür eine wichtige erste Anlaufstelle für betroffene Schüler*innen sein, um sich zu ihren psychischen Belastungen zu äußern. Je früher diese angesprochen und erkannt werden, desto früher kann professionelle Hilfe hinzugezogen werden.