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Ursachen der Depression im Kindes- und Jugendalter

Wie kann eine Depression bei Kindern und Jugendlichen entstehen und welche Faktoren schützen davor?

Eine Depression bei Kindern und Jugendlichen entsteht nicht durch eine einzelne Ursache. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren, die zur Entwicklung einer Depression führen können – und diese Faktoren können sehr individuell sein. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Informationen zu den Ursachen einer Depression sowie Schutzfaktoren. Diese Darstellung soll ein verbessertes Verständnis der Erkrankung ermöglichen. Gleichzeitig gibt es einige Faktoren, auf die Sie als Fachkraft im schulischen Alltag einwirken können und damit einen Beitrag zur Prävention der Erkrankung leisten können.

Diathese-Stress-Modell

Es gibt Kinder und Jugendliche, die ein erhöhtes Risiko für depressive Erkrankungen haben. Der Fachbegriff dafür lautet Diathese, d.h., diese Kinder und Jugendlichen haben eine erhöhte Anfälligkeit für die Erkrankung. Das bedeutet nicht, dass sie in ihrem Leben zwangsläufig eine Depression bekommen – es erhöht aber die Wahrscheinlichkeit. Auf dieser Annahme beruht das sogenannte Diathese-Stress-Modell, das häufig zur Erklärung depressiver Erkrankungen herangezogen wird. Nach diesem Modell kann sich eine Depression erst dann entwickeln, wenn zusätzlich zur Anfälligkeit noch Stress oder besondere Belastungen hinzukommen.

Was macht Kinder oder Jugendliche anfällig für eine Depression? Hier spielen zum einen genetische und biologische Faktoren eine Rolle, zum anderen können bestimmte psychologische Merkmale die Anfälligkeit erhöhen.

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1. Genetische & biologische Faktoren

Nach aktuellem Forschungsstand weiß man heute, dass genetische Einflüsse bei der Entstehung einer Depression eine Rolle spielen. Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko für eine Depression, wenn bereits jemand aus der nahen Verwandtschaft (Eltern oder Geschwister) an einer Depression leidet oder gelitten hat. Die Veranlagung zu einer Depression wird nicht durch ein „Depressionsgen“ weitervererbt, sondern durch ein Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Gene. Eine genetische Veranlagung bedeutet keineswegs, dass diese Kinder und Jugendlichen zwangsläufig eine Depression entwickeln. Sie erhöht lediglich das Erkrankungsrisiko.

Gene sorgen für die Produktion bestimmter körperlicher Stoffe und spielen eine wichtige Rolle in der Steuerung körperlicher Abläufe. Auf zwei dieser Abläufe wollen wir hier beispielhaft eingehen:

Genetische Faktoren können zum einen die Informationsübertragung im Gehirn beeinflussen. Diese findet über Nervenzellen statt, die über Botenstoffe (Neurotransmitter) miteinander kommunizieren. Zu diesen Botenstoffen zählen u.a. Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Bei manchen Kindern und Jugendlichen, die an einer Depression leiden, ist der Austausch der Botenstoffe zwischen den Nervenzellen aus dem Gleichgewicht geraten. Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass dies v.a. die Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin betrifft.

Das biologische Stresssystem reguliert sich normalerweise selbst: Es folgt einem natürlichen Rhythmus von Anspannung und Entspannung. Genetische Faktoren und belastende Lebensereignisse tragen dazu bei, dass wichtige Teile des biologischen Stresssystems bei Kindern und Jugendlichen mit Depression aus dem Gleichgewicht geraten. So kann sich das Stresssystem in belastenden und stressigen Situationen nur noch unzureichend herunterfahren. In der Folge wird mehr von dem Stresshormon Cortisol freigesetzt. Dies kann dazu führen, dass die körperliche Antwort auf Stress länger anhält. Das äußert sich zum Beispiel in Erschöpfung und Müdigkeit, Magen-Darm-Problemen, Nervosität oder Schlafproblemen.

2. Psychische Faktoren

Auch bestimmte psychische Merkmale können eine Depression begünstigen. Dazu gehören etwa ein geringes Selbstwertgefühl und wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Auch wenn Personen oft sehr negativ denken oder häufig und viel grübeln, kann das die Entstehung einer Depression fördern.

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Anschaulich erklärt – Das Fässer-Modell

Genetische bzw. biologische und psychologische Faktoren werden dann relevant, wenn noch andere Auslöser wie Stress oder außergewöhnliche Belastungssituationen hinzukommen. Das Zusammenspiel zwischen individueller Anfälligkeit (Diathese) und Stress/Belastung lässt sich anhand dreier Fässer verdeutlichen: Manche Kinder und Jugendliche haben eine geringe Anfälligkeit für eine Depression – bei ihnen ist das Fass zunächst beinahe leer. Bei anderen ist das Fass schon von vornherein etwas mehr oder sehr hoch gefüllt. Diese Kinder und Jugendlichen haben also – zum Beispiel genetisch bedingt – ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Wenn Kinder und Jugendliche viel Stress haben, großen Belastungen oder Veränderungen ausgesetzt sind (etwa durch den Verlust einer nahestehenden Person, Mobbing, Überforderung in der Schule oder Ausbildung), füllt sich das Fass. In manchen Fällen kann es dann überlaufen – eine Depression entsteht. Bei Kindern und Jugendlichen, deren Fass von Anfang an hoch oder sehr hoch gefüllt ist, kann dies auch passieren, ohne dass viele oder besonders große Belastungen auftreten müssen. Kinder und Jugendliche, deren Fass beinahe leer ist, entwickeln dagegen nur dann eine Depression, wenn sie vielen und besonders großen Belastungen ausgesetzt sind.

Tipp: Wenn Sie Schüler*innen im Unterricht über Ursachen der Depression aufklären möchten, z.B. im Rahmen eines Thementages, eignet sich das Fässer-Modell sehr gut, da es die Zusammenhänge sehr anschaulich illustriert. Hier finden Sie außerdem einen Erklärfilm, der (nicht nur) Schüler*innen über Ursachen der Depression aufklärt und sie anhand des Fässer-Modells veranschaulicht.

Schutzfaktoren und wie Sie darauf als Lehrkraft einwirken können

Neben Faktoren, die eine Depression begünstigen, gibt es auch Schutzfaktoren, die das Erkrankungsrisiko reduzieren. Diese Schutzfaktoren erhöhen die Resilienz von Kindern und Jugendlichen. Zu diesen Schutzfaktoren zählen beispielsweise folgende:

Ein verlässliches familiäres Umfeld, ein gutes soziales Netz sowie die Unterstützung durch wichtige Bezugspersonen machen stark. Sie helfen Kindern und Jugendlichen, Krisen besser zu meistern. Neben der Familie und Freund*innen stellen Lehrkräfte sehr wichtige Bezugspersonen dar, die im Umgang mit Stressoren unterstützen können. Dies ist von besonderer Relevanz, wenn die Familie selbst wenig Unterstützung bieten kann.

Kinder und Jugendliche, die optimistisch in die Zukunft schauen und die Fähigkeit besitzen, auch mit negativen Ereignissen konstruktiv umzugehen, haben ein geringeres Risiko, an einer Depression zu erkranken. Als Lehrkraft können Sie eine solche positive Lebenseinstellung bei Ihren Schüler*innen fördern. Hier erklären wir, wie.

Kinder und Jugendliche, die recht selbstbestimmt ihren Weg gehen, die aktiv werden, wenn sie etwas verändern möchten, leiden ebenfalls seltener an einer Depression. Sie können Ihre Schüler*innen dabei unterstützen, Eigeninitiative zu entwickeln, etwa wenn es darum geht, die eigene Gesundheit zu stärken. So können Sie bspw. positive Aktivitäten fördern und diese auch im Unterricht einbauen. Beispiele dazu finden Sie hier.

Kinder und Jugendliche, die bei Problemen die Unterstützung anderer suchen und versuchen, negative Erlebnisse in einem positiveren Licht zu sehen (zum Beispiel Fehler als Lernmöglichkeiten), haben ein vermindertes Risiko für die Entstehung einer Depression. Auch hier können Sie als Lehrkraft Ihre Schüler*innen dabei unterstützen, einen guten Umgang mit Stress zu erlernen.

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